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Ladesäulen für E-Autos und Windkraftwerk

Die neue Zahl im Februar

In Deutschland sollen zukünftig viel mehr Autos mit Elektroantrieb über die Straßen rollen. Reicht dafür eigentlich der Strom – vor allem, wenn er komplett aus erneuerbaren Energiequellen kommen soll?

Warum die Zahl wichtig ist:

Im Jahr 2022 waren in Deutschland 48,5 Millionen Personenkraftwagen (PWK) zugelassen. Auch wenn die Anzahl der zugelassenen Elektrofahrzeuge rasant steigt, so handelt es sich doch bei den meisten zugelassenen PKWs um Verbrenner-Fahrzeuge, also solche, welche Benzin oder Diesel als Treibstoff verbrennen. Die Frage ist, wenn es sich um 48,5 Millionen Elektro-PKWs handeln würde, hätten wir überhaupt genügend Strom dafür? Die schnelle Antwort lautet: 25 % Strommehrbedarf.

Was die Zahl uns sagt:

Es ist nicht einfach, den konkreten Mehrverbrauch an Strom zu bestimmen, wenn alle 48,5 Millionen PKWs in Deutschland[1] elektrisch fahren würden, anstatt mit Diesel oder Benzin. Dies hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. der Art und Größe der Fahrzeuge, der Entfernung, die sie jeden Tag zurücklegen, und der Effizienz der Ladesysteme und Stromnetze.

Die durchschnittliche Fahrleistung eines PKWs betrug in der Vor-Corona-Zeit im Jahr 2019 rund 13.600 km im Jahr[2]. Wir stellen hier bewusst auf die Vor-Corona-Zeit ab, da die Mobilität in der Corona-Zeit leicht zurück ging. Jetzt müssen wir noch bestimmen, welchen Stromverbrauch Elektro-PKWs im Schnitt haben. Kleine Fahrzeuge verbrauchen deutlich weniger Strom als große Fahrzeuge. Moderne Fahrzeuge sind effizienter als ältere Modelle. Als Durchschnittswert der aktuellen E-Autoflotte in Deutschland kann ein Verbrauchswert von 18,9 kWh je 100 km ermittelt werden. Zusätzlich zum Stromverbrauch im Fahrbetrieb entstehen beim Ladevorgang der Fahrzeugbatterie Ladeverluste, die sich um einen Wert von 10 Prozent bewegen.[3] Daraus folgt, dass mit einem Strombedarf von 20,79 kWh für 100 km Fahrleistung zu rechnen ist.

Bei 48,5 Millionen Elektro-PKWs bedeutet dies einen Strombedarf von rund 137.130 MWh, also 137 TWh. Im Jahr 2022 betrugt der Stromverbrauch in Deutschland rund 550 TWh[4]. 46 % des verbrauchten Stromes stammten dabei aus Erneuerbaren Energien, also rund 253 TWh. Wir können als Zwischenfazit festhalten: Der Strommehrbedarf für eine ausschließlich aus Elektro-PKWs bestehenden Fahrzeugflotte würde bei 25 % dessen liegen, was wir im Jahr 2022 insgesamt verbraucht haben.

Wer bis hierher aufmerksam mitgedacht hat, der wird sich jetzt vielleicht die Frage stellen, ob wir nicht auch Strom einsparen, wenn statt 48,5 Millionen Verbrenner-PKWs dann Elektrofahrzeuge fahren. Denn die Förderung von Erdöl, der Transport, die Umwandlung in Benzin/Diesel, der Transport zu den Tankstellen und die Tankstelle selbst (z.B. die Treibstoffpumpen) verbrauchen ebenfalls elektrische Energie.

Leider ist die Datengrundlage unzureichend, um hier genaue Zahlen zu ermitteln. Ein Großteil der für die Herstellung von Benzin oder Diesel aufgewandten Energie ist kein elektrischer Strom, sondern sog. Prozesswärme. Es gibt Schätzungen hinsichtlich des Stromverbrauches, welche von 1 kWh pro einem Liter Kraftstoff ausgehen.[5] Würde man diese Zahl zum Ansatz bringen, würde sich der Strommehrbedarf lediglich um rund 90 TWh erhöhen, da wir gleichzeitig Strom einsparen. Bei dieser Berücksichtigung wäre der Strommehrbedarf rund 16 % der im Jahr 2022 insgesamt verbrauchten Strommenge.

Wichtig ist, dass wir zwischen Primärenergie und Strom unterschieden. Primärenergie ist die in den Energieträgern vorhandene Energie, aus welchen Strom und Wärme gewonnen wird. Ebenfalls entstehen bei der Umwandlung der Primärenergie in Strom oder Wärme „Verluste“. Während der Strombedarf mit der Umstellung des Verkehrs auf Elektrofahrzeuge steigen wird, sinkt der Primärenergieverbrauch insgesamt deutlich. Dies hat zur Folge, dass die CO2-Bilanz des Verkehrs hat der Umstieg auf Elektromobilität einen positiven Effekt, da CO2-Emissionen bei der Stromproduktion in Deutschland im Vergleich zur Verbrennung von fossilen Kraftstoffen deutlich geringer sind. Vor allem, wenn der Strom für die Elektrofahrzeuge aus Erneuerbaren Energien stammt, sinken die CO2 Emissionen der Fahrzeuge deutlich.

Forschende der Universität der Bundeswehr München haben gezeigt, dass die gesamten Pkw-Lebenszyklusemissionen durch die Elektrifizierung von Fahrzeugen bereits heute um bis zu 89 % gesenkt werden können. Benzin- und Dieselfahrzeuge weisen im Vergleich die höchste Menge an Treibhausgas-Emissionen aus.[6]

Hier kannst Du Dir ein gutes Video zum Thema Elektromobilität anschauen:

Um unsere Mobilität und den Güterverkehr klimaneutral und damit zukunftsgerecht zu gestalten, genügt es natürlich nicht, nur die Personenkraftwagen zu elektrifizieren. Ebenso müssen Lastkraftwagen, aber auch Schiffe, Flugzeuge und die Bahn klimaneutral werden. Auch der Fokus auf den Individualverkehr ist zu überdenken und neue Verkehrskonzepte sind zu entwickeln. Der Klimaschutz im Verkehrssektor ist eine Herausforderung der nächsten Jahre.[7]


Quellenangabe

[1] https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/verkehrsinfrastruktur-fahrzeugbestand#pkw-bestande-nach-kraftstoffart

[2] https://www.kba.de/DE/Statistik/Kraftverkehr/VerkehrKilometer/vk_inlaenderfahrleistung/2021/verkehr_in_kilometern_kurzbericht_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=2

[3] https://www.eupd-research.com/elektromobilitaet-erhoeht-den-strombedarf-der-privaten-haushalte-bereits-heute-um-13-twh/

[4] https://www.agora-energiewende.de/veroeffentlichungen/die-energiewende-in-deutschland-stand-der-dinge-2022/

[5] https://energiewende-rocken.org/elektroauto-die-zahl-des-tages-72/

[6] https://www.unibw.de/home/news/elektrofahrzeuge-weisen-die-beste-co2-bilanz-aus

[7] https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/klimaschutz-im-verkehr#rolle